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zur Geschichte der Großkabinenschwebe- und Standseilbahnen in Deutschland, Österreich und Südtirol
technische Hauptdaten Standort: Zeitz, Gasthaus "Zur Sonne" - Wendisches Tor / Eröffnung: 1877 / Stillegung: 1959 / Buart: 2-gleisige Standseilbahn mit verschlungener Gleisführung im Pendelbetrieb / Höhendifferenz: 46 m / Streckenlänge: 305 m / maximale Neigung: 12,5 % / Spurweite: 1435 mm / Zugseildurch- messer: 20 mm / Fördermaschine: Treibscheibe mit 2133,5 mm Durchmesser (Zeitzer Eisengießerei und Maschinenfabrik AG) / Antrieb in: Bergstation mittels einer Dampf-Zwillingsmaschine mit Handsteuerung / Antriebsleistung: 16,2 kW (1877); 22,1 kW (1883) / Wagen: 2 zu je ca. 30 Personen und Möglichkeit der Fuhrwerksbeförderung / Geschwindigkeit: 1,7 m je s / Fahrzeit: 3 min Aufnahme der Anlage Fotos: Stadtarchiv Zeitz
Zeitzer Drahtseilbahn - die erste Standseilbahn Deutschlands
Historisches zur Anlage Die Entstehung der Zeitzer Drahtseilbahn geht auf das Jahr 1870 zurück. Ab diesem Zeitpunkt gab der Domänenfiskus kein Land im Tal mehr für neue Fabriken ab, so dass die Oberstadt von Zeitz entstand. Zwar war eine Strasse zwische Stadt und Wendischem Berg ausgebaut worden, jedoch stürzten immer wieder Pferde des Vorspannes auf der Steigung. Johann Tretrop, Inhaber eines eigenen Baugeschäftes und Bahnmeister der Thüringischen Eisenbahngesellschaft kam auf die Idee, die beiden Stadtteile mittels einer Seilbahn zu verbinden. Am 31.1.1877 kam es zu einem Vertrag mit dem Rat der Stadt, betreffend den Bau einer "Drahtseil-Eisenbahn". Am 3. März 1877 wurde nach Zustimmung der örtlichen Polizeiverwaltung die Baugenehmigung erteilt. Die gesamte Konstruktion und Bauleitung übernahm Tretrop selbst, alle Lieferungen und Leistungen wurden vertragsgemäß von ortsansässigen Unternehmen erbracht, der Bau erfolgte durch einheimische Arbeitskräfte. Als Vorbild dienten die 5 bereits in Europa existierenden Standseilbahnen. Das erste Zugseil drehte der Seilermeister Staake aus Eisendraht, eine beachtliche handwerkliche Leistung. Bereits am 28. Juli 1877 fand die erste Probefahrt statt, am 4. August erfolgte die behördliche Abnahme und am folgenden Tag war offizieller Betriebsbeginn. Die Talstation am Gasthaus "Zur Sonne" war so ausgebildet, dass sich das Seilbahngleis so weit unter das Straßenniveau senkte, dass über eine Kopframpe Fuhrwerke direkt auf den Seilbahnwagen auffahren konnten. Demzufolge unterschieden sich die Seilbahnwagen auch grundsätzlich von denen anderer Anlagen. Sie waren völlig offen und besaßen nur seitliche Geländer. An den Geländern befanden sich klappbare Sitzplätze für die Fahrgäste. Die Stirnseite des Wagens wurde durch eine Kette gesichert. Eine Besonderheit der Anlage war das Vierschienengleis in der Streckenmitte - die Abtsche Weiche war noch nicht erfunden. Die Bergstation besaß ebenso wie die Talstation eine Kopframpe. Die Anlage besaß drei Bremssysteme: eine Automatikbremse bei Seilriss (Sperrung des Zahnkranzes des oberen Radsatzes), eine Handbremse des unteren Radsatzes sowie eine Hemmstütze gegen unbeab- sichtigtes Zurückrollen. Diese Hemmbremse funktionierte jedoch nur bei stehendem Wagen. Am 25. Juni 1895 man es zu einem schweren Unfall. Ein Seilbahnwagen löste sich gerade bei der Beladung mit einem Fuhrwerk aus der Bergstation und bremste ungebremst, die Pferde hinter sich herschleifend zu Tal. Auch der Schaffner konnte das Fahrzeug nicht bremsen, er rettete sich durch einen Sprung vom Wagen. In der Talstation wurde ein Dienstmädchen schwer verletzt, welches unter dem zu Tal rasenden Wagen begraben wurde. Ursache des Unglücks war ein Zugseilriss, da das Seil nur aus Eisendrähten und nicht aus Stahl hergestellt war. Tretrop trat daraufhin als Unternehmer der Bahn  zurück, neuer Besitzer wurde Albert Schild aus Leipzig, 1882 erwarb der Fabrikbesitzer Carl Bescherer aus Zeitz die Anlage. Das Eisenseil wurde durch ein Stahlseil ersetzt und eine stärkere Dampfmaschine eingebaut. Am 13. Juni 1888 kam es zu einem weiteren Unfall, als ein Wagen so stark an die Kopframpe der Talstation prallte, dass er zertrümmert wurde. Genau einen Monat später kam es zu einer Wagenentgleisung, da sich Schienen von den verfaulten Schwellen gelöst hatten. Die Serie der Unglücksfälle riss jedoch nicht ab. Am 18. August 1888 scheute ein Pferd auf dem anfahrenden Seilbahnwagen, am 7. Februar 1889 explodierte der Dampfkessel im Maschinenhaus. Dabei erlitt der Heizer Haase so schwere Verbrennungen, dass er daran starb. Die Bahn fuhr von nun an viele Jahre unfallfrei bis zum 30. Juni 1945. An diesem Tag blieb ein 12jähriger Junge in der Bergstation auf dem Klappsitz sitzen, anstatt aufzustehen und den Sitz hochzuklappen. Eine Radnabe des abfahrenden Fuhrwerkes erfasste den Jungen am Knie und zerquetsche das Kind so sehr, dass es später starb. Im November 1951 kam eine parallel zur Seilbahn fahrende Zugmaschine ins Schleudern und brachte einen talwärts fahrenden Seilbahnwagen zur Entgleisung. Mehrfach gab es Pläne zur Erneuerung der Bahn, all diese zerschlugen sich jedoch. 1954 über- nahm der Rat der Stadt Zeitz die Bahn von der Familie Bescherer, neue Gleise wurden gelegt und zwei neue Seilbahnwagen angeschafft. Was blieb, waren jedoch die völlig unzureichenden Sicherheitseinrichtungen. Studien ergaben, dass die Bahn völlig neu konzipiert und neu errichtet werden müsste. Fuhrwerke gab es kaum noch, Transportaufgaben wurden besser und komfortabler durch Lastwagen und Omnibusse erfüllt. So kam es zur Stilllegung der Bahn, die Gleise übernahm der VEB ZEMAG für eine innerbetriebliche Krananlage. Bereits 1960 war die gesamte Anlage demontiert. Weitere Informationen zur Zeitzer Drahtseilbahn sind im Stadtmuseum und im Stadtarchiv Zeitz zu sehen. Beide Einrichtungen befinden sich im Schloss Moritzburg.